Na gut, es ist in echt ein Ryokan (in dessen heisses Bad ich gleich auch noch steigen werde, direkt nach dem ich die Hostel-Chefin von ihrem Leid erloest habe – sie denkt naemlich seit einer Stunde, sie haette meine Handtuecher verschluert, aber mir ist gerade eingefallen, dass sie wohl doch in meiner Tasche stecken… mmh…).
Zunaechst mal kurz und knackig der Hinweis, dass mir gerade aufgefallen ist, dass mein Blog einen Kommentar-Spamfilter hat, der in den letzten Wochen insgesamt 6 Kommentare rausgefiltert hat, hinter meinem Ruecken, fieserweise. Zwei konnte ich wiederherstellen, der Rest ist wohl leider verloren. Also: An diejenigen, die hier mal kommentiert haben und sich nicht wiederfinden: Sorry, jetzt bin ich schlauer.
Ich bin also seit gestern Nachmittag in Tokyo, in dieser Riesenstadt. Bei SPIEGEL Online war vor kurzem ein Artikel ueber die Tokyoter U-Bahn, in dem stand, der Netzplan saehe aus wie Spaghetti. Und so fuehlt er sich auch an, also als Fahrgast. Man kann an fast jedem Bahnhof in irgendeine andere Linie umsteigen, jede Linie windet und schlaengelt sich und man muss aufpassen, dass man nicht versehentlich in ne andere Richtung faehrt. Dazu kommt ueberraschenderweise, dass die englische Beschilderung in dieser Millionenstadt teilweise schlechter ist als an meinen bisherigen Stationen. Aber es geht irgendwie und bisher hat es mir noch groessere Probleme bereitet, von der U-Bahn-Station zum Hostel zu gelangen…
Naja, jedenfalls ging es ja gestern, Samstag, Mittag mit dem Shinkansen von Kyoto nach Tokyo. Meinen eigentlichen Plan, den Samstag Morgen noch sightseeing-enderweise in Kyoto zu verbringen, hatte ich fallenlassen – zum Glueck, wie sich am Bahnhof rausstellte. Denn weil Wochenende war, war da die Hoelle los. Die Hoelle ist in diesem Fall ein Ort, an dem an jedem Schalter, an den Bussen zu den Sehenswuerdigkeiten oder an der Gepaeckabgabe mehrere hundert Menschen Schlange stehen und an dem ich eine Stunde laenger warten muss, weil alle reservierten Nichtraucher-Sitzplaetze in meinem Zug schon ausverkauft waren.
Den gestrigen Abend verbrachte ich spontan mit: Nachtleben. Denn mir war aufgefallen, dass ich diesem Aspekt der japanischen Kultur bisher nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ergo ging ich, nach einem Abendessen und einem spontanen Jackenkauf im Hard Rock Cafe Tokyo, zunaechst einmal in „Bernds Bar“, eine deutsche Kneipe, die von einem seit ueber 20 Jahren hier lebenden Deutschen (Bernd) betrieben wird. Und ich glaube, an dieser Stelle ist das Wort „skurill“ angebracht. Denn Berd serviert seinen Gaesten nicht nur Jever, Bitburger, Weizenbier, Sauerkraut und aehnliches, er begruesst auch unglaublicherweise seine Gaeste ab und zu mit „NabeRnd!“ Der Mann hat Nerven! Nachdem ich meinen ersten Kulturschock ueberwunden hatte, bestellte ich ein Bitburger und kam mit den anderen deutschen an der Theke ins Gespraech. Sie arbeiteten alle seit 3 – 25 Jahren in Tokyo und schienen Stammgaeste bei Bernd zu sein.
Bernd selbst kennt sie alle und sich aus, seine Kneipe schmuecken zahlreiche Formel-1-Reliqiuen und Fotos mit Juergen Klinsmann (2002) und den Wahljapanern Guido Buchwald und Uwe Bein, enge Freunde von Bernd. Er wollte mir aber leider nicht verraten, wo Guido Buchwald, den es aus Japan fortzieht, in Deutschland seine fussballerischen Zelte aufschlagen wird („Er hat ein ganz grosses Angebot“!) Nein, ich will Bernd kein Unrecht tun, es war unterm Strich schon eine interessante Erfahrung da. Nur halt… skurill.
Den Abend beschloss ich in einem Irish Pub, in dem ich einen Englaender kennenlernte, der seit 15 Jahren in Tokyo arbeitet, obwohl er eigentlich nur fuenf Wochen bleiben wollte. Das nur mal so als Information an meine Mutter, die mir vor Antritt meiner Reise derartige Plaene strikt untersagt hatte… 😉 Der Abend wurde leider so lang, dass ich die letzte Bahn verpasste und 45 Minuten lang mit dem Taxi durch Tokyo gekurvt werden musste… war aber auch mal eine Erfahrung.
Den heutigen Tag habe ich dann, bedingt durch einen leichten Kater, mit ganz seichtem Sightseeing (und viel U-Bahn-Fahren) verbracht: Meji-Schrein, Einkaufsviertel Shinjuku (mit angrenzendem, sehr europaeisch angelegten Park) und ebenfalls Einkaufsviertel Ueno, wo ich aber den Nepperschlepperbauernfaenger-Angeboten widerstehen konnte und es bei einer Ananas am Stiel beliess.
Und jetzt bin ich muede.