ADS-Affen

November 24, 2006

Toji-PagodaDer Mittwoch startete im Toji-Tempel, gleich um die Ecke meines Hostels. Der Toji-Tempel hat die groesste Pagode Japans, die sich besonders im morgendlichen Sonnenlicht sehr gut machte. In zwei Gebaeuden des Tempels wurden sehr, sehr schoene, grosse, alte Statuen ausgestellt, die man leider, wie fast ueberall im Inneren von Tempeln, nicht fotografieren durfte. Leider war auch hier der Grossteil der ausgestellten Stuecke nur auf japanisch beschrieben, so dass ich meist uninformiert nur mein Sehorgan beanspruchen musste. Aber hey. Oh und nach einer guten halben Stunde fielen natuerlich wieder Schulklassen en masse in die Tempelanlage ein, was natuerlich einerseits loeblich ist, da die jungen Menschen ja so auch kulturelles Wissen ueber die Vergangenheit ihres Landes aufsaugen koennen, andererseits haben die Dreckskinder schon ziemlich genervt.

Next stop for me war der Maryuima-Park, den mir mein Marco-Polo-Reisefuehrer vollmundig als schoen und fotogen anpries. Sagen wir mal so: Er hat bestimmt einen guten Charakter und sieht im Fruehling, wenn die Kirschblueten bluehen, um einiges netter aus.

Der naheliegende Chion-in-Tempel war dann natuerlich auch fuer mich als naechste Station naheliegend. Die riesige Tempelanlage empfand ich als etwas unuebersichtlich beschildert und selbst die Karte, die ich bekam, half nicht gerade weiter. Dafuer war hier die Gartenanlage wieder sehr schoen und im Haupttempel kam ich gerade richtig zu einer Art Gottesdienst mit Moenchsgesaengen. Besonders an Chion-in sind die sogenannten „Seven Wonders of Chion-in“, Weltwunder im Tempelformat, quasi. Zum Beispiel ein Regenschirm, den der Architekt im Dachbereich versteckte, um so Regen zu beschwoeren (der gegen Feuer helfen sollte, die fast alle japanischen Tempelanlagen frueher oder spaeter heimsuchen). Wenn man, so wie ich am Mittwoch, lange und angestrengt starrt (oder weiss, wo man hingucken muss), dann sieht man ihn auch. Die meisten anderen Wunder (u. a. ein Vogel, der so echt gemalt wurde, dass er direkt wegflog oder eine gemalte Katze, dessen Blick einem immer folgt) sind leider nicht fuer die Oeffentlichkeit zugaenglich.

Dann machte ich noch einen ausserplanmaessigen Zwischenstopp im Heian-Schrein. Der war zwar eigentlich auf meiner erweiterten Sehenswuerdigkeitenliste, aber ich hatte ihn bisher schlicht noch nicht auf einer meiner zahlreichen Karten gefunden. Jetzt lief ich zufaellig an einem Hinweisschild vorbei und bereute es kurz darauf nicht, auch eingetreten zu sein. Denn dieser Nachbau des urspruenglichen Kaiserpalasts ist mit seinen orangeroten Bauten nicht nur einfach sehr schoen anzusehen, auch der riesige, das Gelaende umgebende Teichgarten gehoert bisher zu den Schoensten, die ich hier in Japan gesehen habe. Es war, vielleicht durch die Groesse, trotz vieler Touristen (klar…) sehr ruhig und entspannt.

Dann ging es zum Tempel „Nanzen-ji“, dessen Zen-Garten des „Springendes Tigers“ tatsaechlich sehr beruhigend wirkte, auch wenn ich aus den auf geharktem Kies gelegten Felsbrocken nur mit SEHR viel Phantasie (Glueck gehabt…) tatsaechlich Tiger erkennen konnte. Weil ich ein Schluri bin, war es inzwischen zu spaet geworden, um das zweistoeckige Tor des Nanzen-ji zu erklimmen.

Und auch fuer den Philosophenweg zum Silbernen Pavillion sollte es wenig spaeter zu spaet werden. Denn ich kam recht zufaellig am Kyoto Municipal Zoo vorbei. Yeah, dachte ich da, ein Zoo! Und ich muss sagen, es war ein sehr netter, kleiner Zoo. Kleiner als der in Dortmund (fuer die, die ihn kennen), aber vom Tierbestand nicht ganz unaehnlich. Meine Erkenntnis des Tages : Rhesusaffen sind total bekloppt, haben ein Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom erster Guete und in ihrem Kopf muss es ungefaehr so aussehen: Oheinautoreifenwiegeilnajawowduhastmichangegriffenichmussunbedingtoheinstueckbananeschaukelnschaukelnkreischenwowwoweinsteinwardergesternschonhierichmussmichkratzen.
Keine Ahnung, wie die das machen.

Den Tag beschloss wieder ein kleiner Stadtbummel, den zum Aufdiefuessetretenlassen ist es in Kyoto abends immer voll genug. Nach einem chinesischen Abendessen rief ich meine Oma an, gratulierte ihr zum Geburtstag und verbrauchte meine restlichen Telefonkartenminuten, um meine Mutter von der Arbeit abzuhalten. Aber ich glaube, sie hat sich trotzdem gefreut…

Eine Antwort to “ADS-Affen”

  1. deine Mutter Says:

    Hat sie zweifellos. Und hat anschließend sämtliche KollegInnen genervt mit der Gesprächseinleitung: gerade hat mich mein Sohn aus Japan angerufen, soll ich dir mal erzählen, was der so alles erlebt (rhetorische Frage, es wird keine Gelegenheit für eine ablehnende Antwort gegeben), der hat übrigens ein Blog … Deine bei der Arbeit jetzt manchmal von KollegInnen gemiedene Mutter


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